23.4. NIS/YP - Network Information Service

Beigetragen von Bill Swingle. Erweitert von Eric Ogren und Udo Erdelhoff.

23.4.1. Was ist NIS?

NIS wurde von Sun Microsystems entwickelt, um UNIX®-Systeme (ursprünglich SunOS™) zentral verwalten zu können. Mittlerweile hat es sich zu einem Industriestandard entwickelt, der von allen wichtigen UNIX-Systemen (Solaris™, HP-UX, AIX®, Linux, NetBSD, OpenBSD, FreeBSD und anderen) unterstützt wird.

NIS war ursprünglich als Yellow Pages bekannt, aus markenrechtlichen Gründen wurde der Name aber geändert. Die alte Bezeichnung (sowie die Abkürzung YP) wird aber nach wie vor häufig verwendet.

Bei NIS handelt es sich um ein RPC-basiertes Client/Server-System. Eine Gruppe von Rechnern greift dabei innerhalb einer NIS-Domäne auf gemeinsame Konfigurationsdateien zu. Ein Systemadministrator wird dadurch in die Lage versetzt, NIS-Clients mit minimalem Aufwand einzurichten, sowie Änderungen an der Systemkonfiguration von einem zentralen Ort aus durchzuführen.

Die Funktion entspricht dem Domänensystem von Windows NT®; auch wenn sich die interne Umsetzung unterscheidet, sind die Basisfunktionen vergleichbar.

23.4.2. Wichtige Prozesse und Begriffe

Es gibt verschiedene Begriffe und Anwenderprozesse, auf die Sie stoßen werden, wenn Sie NIS unter FreeBSD einrichten, egal ob Sie einen Server oder einen Client konfigurieren:

Begriff Beschreibung
NIS-Domänenname Ein NIS-Masterserver sowie alle Clients (inklusive der Slaveserver) haben einen NIS-Domänennamen. Dieser hat (ähnlich den Windows NT-Domänennamen) nichts mit DNS zu tun.
rpcbind Muss laufen, damit RPC (Remote Procedure Call, ein von NIS verwendetes Netzwerkprotokoll) funktioniert. NIS-Server sowie Clients funktionieren ohne rpcbind nicht. Unter FreeBSD 4.X ersetzen Sie rpcbind durch portmap.
ypbind “Bindet” einen NIS-Client an seinen NIS-Server. Der Client bezieht den NIS-Domänennamen vom System und stellt über das RPC-Protokoll eine Verbindung zum NIS-Server her. ypbind ist der zentrale Bestandteil der Client-Server-Kommunikation in einer NIS-Umgebung. Wird >ypbind auf einem Client beendet, ist dieser nicht mehr in der Lage, auf den NIS-Server zuzugreifen.
ypserv Sollte nur auf dem NIS-Server laufen, da es sich um den Serverprozess selbst handelt. Wenn ypserv(8) nicht mehr läuft, kann der Server nicht mehr auf NIS-Anforderungen reagieren (wenn ein Slaveserver existiert, kann dieser als Ersatz fungieren). Einige NIS-Systeme (allerdings nicht das von FreeBSD) versuchen allerdings erst gar nicht, sich mit einem anderen Server zu verbinden, wenn der bisher verwendete Server nicht mehr reagiert. Die einzige Lösung dieses Problems besteht dann darin, den Serverprozess (oder gar den Server selbst) oder den ypbind-Prozess auf dem Client neu zu starten.
rpc.yppasswdd Ein weiterer Prozess, der nur auf dem NIS-Masterserver laufen sollte. Es handelt sich um einen Daemonprozess, der es NIS-Clients ermöglicht, sich auf dem NIS-Masterserver anzumelden, um ihr Passwort zu ändern.

23.4.3. Wie funktioniert NIS?

In einer NIS-Umgebung gibt es drei Rechnerarten: Masterserver, Slaveserver und Clients. Server dienen als zentraler Speicherort für Rechnerkonfigurationen. Masterserver speichern die maßgebliche Kopie dieser Informationen, während Slaveserver diese Informationen aus Redundanzgründen spiegeln. Die Clients beziehen ihre Informationen immer vom Server.

Auf diese Art und Weise können Informationen aus verschiedenen Dateien von mehreren Rechnern gemeinsam verwendet werden. master.passwd, group, und hosts werden oft gemeinsam über NIS verwendet. Immer, wenn ein Prozess auf einem Client auf Informationen zugreifen will, die normalerweise in lokalen Dateien vorhanden wären, wird stattdessen eine Anfrage an den NIS-Server gestellt, an den der Client gebunden ist.

23.4.3.1. Arten von NIS-Rechnern

  • Ein NIS-Masterserver verwaltet, ähnlich einem Windows NT-Domänencontroller, die von allen NIS-Clients gemeinsam verwendeten Dateien. passwd, group, sowie verschiedene andere von den Clients verwendete Dateien existieren auf dem Masterserver.

    Anmerkung: Ein Rechner kann auch für mehrere NIS-Domänen als Masterserver fungieren. Dieser Abschnitt konzentriert sich im Folgenden allerdings auf eine relativ kleine NIS-Umgebung.

  • NIS-Slaveserver. Ähnlich einem Windows NT-Backupdomänencontroller, verwalten NIS-Slaveserver Kopien der Daten des NIS-Masterservers. NIS-Slaveserver bieten die Redundanz, die für kritische Umgebungen benötigt wird. Zusätzlich entlasten Slaveserver den Masterserver: NIS-Clients verbinden sich immer mit dem NIS-Server, der zuerst reagiert. Dieser Server kann auch ein Slaveserver sein.

  • NIS-Clients. NIS-Clients identifizieren sich gegenüber dem NIS-Server (ähnlich den Windows NT-Workstations), um sich am Server anzumelden.

23.4.4. NIS/YP konfigurieren

Dieser Abschnitt beschreibt an Hand eines Beispiels die Einrichtung einer NIS-Umgebung.

Anmerkung: Es wird dabei davon ausgegangen, dass Sie FreeBSD 3.3 oder eine aktuellere Version verwenden. Wahrscheinlich funktioniert diese Anleitung auch für FreeBSD-Versionen ab 3.0, es gibt dafür aber keine Garantie.

23.4.4.1. Planung

Nehmen wir an, Sie seien der Administrator eines kleinen Universitätsnetzes. Dieses Netz besteht aus fünfzehn FreeBSD-Rechnern, für die derzeit keine zentrale Verwaltung existiert, jeder Rechner hat also eine eigene Version von /etc/passwd und /etc/master.passwd. Diese Dateien werden manuell synchron gehalten; legen Sie einen neuen Benutzer an, so muss dies auf allen fünfzehn Rechnern manuell erledigt werden (unter Verwendung von adduser). Da diese Lösung sehr ineffizient ist, soll das Netzwerk in Zukunft NIS verwenden, wobei zwei der Rechner als Server dienen sollen.

In Zukunft soll das Netz also wie folgt aussehen:

Rechnername IP-Adresse Rechneraufgabe
ellington 10.0.0.2 NIS-Master
coltrane 10.0.0.3 NIS-Slave
basie 10.0.0.4 Workstation der Fakultät
bird 10.0.0.5 Clientrechner
cli[1-11] 10.0.0.[6-17] Verschiedene andere Clients

Wenn Sie NIS das erste Mal einrichten, ist es ratsam, sich zuerst über die Vorgangsweise Gedanken zu machen. Unabhängig von der Größe Ihres Netzwerks müssen Sie stets einige Entscheidungen treffen.

23.4.4.1.1. Einen NIS-Domänennamen wählen

Dies muss nicht der “Domainname” sein. Es handelt sich vielmehr um den “NIS-Domainnamen”. Wenn ein Client Informationen anfordert, ist in dieser Anforderung der Name der NIS-Domäne enthalten. Dadurch weiß jeder Server im Netzwerk, auf welche Anforderung er antworten muss. Stellen Sie sich den NIS-Domänennamen als den Namen einer Gruppe von Rechnern vor, die etwas gemeinsam haben.

Manchmal wird der Name der Internetdomäne auch für die NIS-Domäne verwendet. Dies ist allerdings nicht empfehlenswert, da dies bei der Behebung von Problemen verwirrend sein kann. Der Name der NIS-Domäne sollte innerhalb Ihres Netzwerks einzigartig sein. Hilfreich ist es, wenn der Name die Gruppe der in ihr zusammengefassten Rechner beschreibt. Die Kunstabteilung von Acme Inc. hätte daher die NIS-Domäne “acme-art”. Für unser Beispiel verwenden wir den NIS-Domänennamen test-domain.

Es gibt jedoch auch Betriebssysteme (vor allem SunOS), die als NIS-Domänennamen den Name der Internetdomäne verwenden. Wenn dies für einen oder mehrere Rechner Ihres Netzwerks zutrifft, müssen Sie den Namen der Internetdomäne als Ihren NIS-Domänennamen verwenden.

23.4.4.1.2. Anforderungen an den Server

Wenn Sie einen NIS-Server einrichten wollen, müssen Sie einige Dinge beachten. Eine unangenehme Eigenschaft von NIS ist die Abhängigkeit der Clients vom Server. Wenn sich der Client nicht über den Server mit seiner NIS-Domäne verbinden kann, wird der Rechner oft unbenutzbar, da das Fehlen von Benutzer- und Gruppeninformationen zum Einfrieren des Clients führt. Daher sollten Sie für den Server einen Rechner auswählen, der nicht regelmäßig neu gestartet werden muss und der nicht für Testversuche verwendet wird. Idealerweise handelt es sich um einen alleinstehenden Rechner, dessen einzige Aufgabe es ist, als NIS-Server zu dienen. Wenn Sie ein Netzwerk haben, das nicht zu stark ausgelastet ist, ist es auch möglich, den NIS-Server als weiteren Dienst auf einem anderen Rechner laufen zu lassen. Denken Sie aber daran, dass ein Ausfall des NIS-Servers alle NIS-Clients betrifft.

23.4.4.2. NIS-Server

Die verbindlichen Kopien aller NIS-Informationen befinden sich auf einem einzigen Rechner, dem NIS-Masterserver. Die Datenbanken, in denen die Informationen gespeichert sind, bezeichnet man als NIS-Maps. Unter FreeBSD werden diese Maps unter /var/yp/[domainname] gespeichert, wobei [domainname] der Name der NIS-Domäne ist. Ein einzelner NIS-Server kann gleichzeitig mehrere NIS-Domänen verwalten, daher können auch mehrere Verzeichnisse vorhanden sein. Jede Domäne verfügt über ein eigenes Verzeichnis sowie einen eigenen, von anderen Domänen unabhängigen Satz von NIS-Maps.

NIS-Master- und Slaveserver verwenden den ypserv-Daemon, um NIS-Anfragen zu bearbeiten. ypserv empfängt eingehende Anfragen der NIS-Clients, ermittelt aus der angeforderten Domäne und Map einen Pfad zur entsprechenden Datenbank, und sendet die angeforderten Daten von der Datenbank zum Client.

23.4.4.2.1. Einen NIS-Masterserver einrichten

Abhängig von Ihren Anforderungen ist die Einrichtung eines NIS-Masterservers relativ einfach, da NIS von FreeBSD bereits in der Standardkonfiguration unterstützt wird. Sie müssen nur folgende Zeilen in /etc/rc.conf einfügen:

  1. nisdomainname="test-domain"
    

    Diese Zeile setzt den NIS-Domänennamen auf test-domain, wenn Sie das Netzwerk initialisieren (beispielsweise nach einem Systemstart).

  2. nis_server_enable="YES"
    
    Dadurch werden die NIS-Serverprozesse gestartet.

  3. nis_yppasswdd_enable="YES"
    
    Durch diese Zeile wird der rpc.yppasswdd-Daemon aktiviert, der, wie bereits erwähnt, die Änderung von NIS-Passwörtern von einem Client aus ermöglicht.

Anmerkung: In Abhängigkeit von Ihrer NIS-Konfiguration können weitere Einträge erforderlich sein. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt NIS-Server, die auch als NIS-Clients arbeiten.

Nun müssen Sie nur noch /etc/netstart als Superuser ausführen, um alles entsprechend Ihren Vorgaben in /etc/rc.conf einzurichten.

23.4.4.2.2. Die NIS-Maps initialisieren

NIS-Maps sind Datenbanken, die sich im Verzeichnis /var/yp befinden. Sie werden am NIS-Masterserver aus den Konfigurationsdateien unter /etc erzeugt. Einzige Ausnahme: /etc/master.passwd. Dies ist auch sinnvoll, da Sie die Passwörter für Ihr root- oder andere Administratorkonten nicht an alle Server der NIS-Domäne verteilen wollen. Bevor Sie also die NIS-Maps des Masterservers einrichten, sollten Sie Folgendes tun:

# cp /etc/master.passwd /var/yp/master.passwd
# cd /var/yp
# vi master.passwd

Entfernen Sie alle Systemkonten (wie bin, tty, kmem oder games), sowie alle Konten, die Sie nicht an die NIS-Clients weitergeben wollen (beispielsweise root und alle Konten mit der UID 0 (=Superuser).

Anmerkung: Stellen Sie sicher, dass /var/yp/master.passwd weder von der Gruppe noch von der Welt gelesen werden kann (Zugriffsmodus 600)! Ist dies nicht der Fall, ändern Sie dies mit chmod.

Nun können Sie die NIS-Maps initialisieren. FreeBSD verwendet dafür das Skript ypinit (lesen Sie dazu auch ypinit(8)). Dieses Skript ist auf fast allen UNIX-Betriebssystemen verfügbar. Bei Digitals Unix/Compaq Tru64 UNIX nennt es sich allerdings ypsetup. Da wir Maps für einen NIS-Masterserver erzeugen, verwenden wir ypinit mit der Option -m. Nachdem Sie die beschriebenen Aktionen durchgeführt haben, erzeugen Sie nun die NIS-Maps:

ellington# ypinit -m test-domain
Server Type: MASTER Domain: test-domain
Creating an YP server will require that you answer a few questions.
Questions will all be asked at the beginning of the procedure.
Do you want this procedure to quit on non-fatal errors? [y/n: n] n
Ok, please remember to go back and redo manually whatever fails.
If you don't, something might not work.
At this point, we have to construct a list of this domains YP servers.
rod.darktech.org is already known as master server.
Please continue to add any slave servers, one per line. When you are
done with the list, type a <control D>.
master server   :  ellington
next host to add:  coltrane
next host to add:  ^D
The current list of NIS servers looks like this:
ellington
coltrane
Is this correct?  [y/n: y] y

[..output from map generation..]

NIS Map update completed.
ellington has been setup as an YP master server without any errors.

Dadurch erzeugt ypinit /var/yp/Makefile aus der Datei /var/yp/Makefile.dist. Durch diese Datei wird festgelegt, dass Sie in einer NIS-Umgebung mit nur einem Server arbeiten und dass alle Clients unter FreeBSD laufen. Da test-domain aber auch über einen Slaveserver verfügt, müssen Sie /var/yp/Makefile entsprechend anpassen:

ellington# vi /var/yp/Makefile

Sie sollten die Zeile

NOPUSH = "True"

auskommentieren (falls dies nicht bereits der Fall ist).

23.4.4.2.3. Einen NIS-Slaveserver einrichten

Ein NIS-Slaveserver ist noch einfacher einzurichten als ein Masterserver. Melden Sie sich am Slaveserver an und ändern Sie /etc/rc.conf analog zum Masterserver. Der einzige Unterschied besteht in der Verwendung der Option -s, wenn Sie ypinit aufrufen. Die Option -s erfordert den Namen des NIS-Masterservers, daher sieht unsere Ein- und Ausgabe wie folgt aus:

coltrane# ypinit -s ellington test-domain

Server Type: SLAVE Domain: test-domain Master: ellington

Creating an YP server will require that you answer a few questions.
Questions will all be asked at the beginning of the procedure.

Do you want this procedure to quit on non-fatal errors? [y/n: n]  n

Ok, please remember to go back and redo manually whatever fails.
If you don't, something might not work.
There will be no further questions. The remainder of the procedure
should take a few minutes, to copy the databases from ellington.
Transferring netgroup...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring netgroup.byuser...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring netgroup.byhost...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring master.passwd.byuid...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring passwd.byuid...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring passwd.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring group.bygid...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring group.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring services.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring rpc.bynumber...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring rpc.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring protocols.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring master.passwd.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring networks.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring networks.byaddr...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring netid.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring hosts.byaddr...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring protocols.bynumber...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring ypservers...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred
Transferring hosts.byname...
ypxfr: Exiting: Map successfully transferred

coltrane has been setup as an YP slave server without any errors.
Don't forget to update map ypservers on ellington.

Sie sollten nun über das Verzeichnis /var/yp/test-domain verfügen. Die Kopien der NIS-Masterserver-Maps sollten sich in diesem Verzeichnis befinden. Allerdings müssen Sie diese auch aktuell halten. Die folgenden Einträge in /etc/crontab erledigen diese Aufgabe:

20      *       *       *       *       root   /usr/libexec/ypxfr passwd.byname
21      *       *       *       *       root   /usr/libexec/ypxfr passwd.byuid

Diese zwei Zeilen zwingen den Slaveserver, seine Maps mit denen des Masterservers zu synchronisieren. Diese Einträge sind nicht zwingend, da der Masterserver versucht, alle Änderungen seiner NIS-Maps an seine Slaveserver weiterzugeben. Da Passwortinformationen aber für vom Server abhängige Systeme vital sind, ist es eine gute Idee, diese Aktualisierungen zu erzwingen. Besonders wichtig ist dies in stark ausgelasteten Netzen, in denen Map-Aktualisierungen unvollständig sein könnten.

Führen Sie nun /etc/netstart auch auf dem Slaveserver aus, um den NIS-Server erneut zu starten.

23.4.4.3. NIS-Clients

Ein NIS-Client bindet sich unter Verwendung des ypbind-Daemons an einen NIS-Server. ypbind prüft die Standarddomäne des Systems (die durch domainname gesetzt wird), und beginnt RPCs über das lokale Netzwerk zu verteilen (broadcast). Diese Anforderungen legen den Namen der Domäne fest, für die ypbind eine Bindung erzeugen will. Wenn der Server der entsprechenden Domäne eine solche Anforderung erhält, schickt er eine Antwort an ypbind. ybind speichert daraufhin die Adresse des Servers. Wenn mehrere Server verfügbar sind (beispielsweise ein Master- und mehrere Slaveserver), verwendet ypbind die erste erhaltene Adresse. Ab diesem Zeitpunkt richtet der Client alle Anfragen an genau diesen Server. ypbind “pingt” den Server gelegentlich an, um sicherzustellen, dass der Server funktioniert. Antwortet der Server innerhalb eines bestimmten Zeitraums nicht (Timeout), markiert ypbind die Domäne als ungebunden und beginnt erneut, RPCs über das Netzwerk zu verteilen, um einen anderen Server zu finden.

23.4.4.3.1. Einen NIS-Client konfigurieren

Einen FreeBSD-Rechner als NIS-Client einzurichten, ist recht einfach.

  1. Fügen Sie folgende Zeilen in /etc/rc.conf ein, um den NIS-Domänennamen festzulegen, und um ypbind bei der Initialisierung des Netzwerks zu starten:

    nisdomainname="test-domain"
    nis_client_enable="YES"
    
  2. Um alle Passworteinträge des NIS-Servers zu importieren, löschen Sie alle Benutzerkonten in /etc/master.passwd und fügen mit vipw folgende Zeile am Ende der Datei ein:

    +:::::::::
    

    Anmerkung: Diese Zeile legt für alle gültigen Benutzerkonten der NIS-Server-Maps einen Zugang an. Es gibt verschiedene Wege, Ihren NIS-Client durch Änderung dieser Zeile zu konfigurieren. Lesen Sie dazu auch den Abschnitt über Netzgruppen weiter unten. Weitere detaillierte Informationen finden Sie im Buch Managing NFS and NIS von O'Reilly.

    Anmerkung: Sie sollten zumindest ein lokales Benutzerkonto, das nicht über NIS importiert wird, in Ihrer /etc/master.passwd behalten. Dieser Benutzer sollte außerdem ein Mitglied der Gruppe wheel sein. Wenn es mit NIS Probleme gibt, können Sie diesen Zugang verwenden, um sich anzumelden, root zu werden und das Problem zu beheben.

  3. Um alle möglichen Gruppeneinträge vom NIS-Server zu importieren, fügen sie folgende Zeile in /etc/group ein:

    +:*::
    

Nachdem Sie diese Schritte erledigt haben, sollten Sie mit ypcat passwd die passwd-Map des NIS-Servers anzeigen können.

23.4.5. Sicherheit unter NIS

Im Allgemeinen kann jeder entfernte Anwender einen RPC an ypserv(8) schicken, um den Inhalt Ihrer NIS-Maps abzurufen, falls er Ihren NIS-Domänennamen kennt. Um solche unautorisierten Transaktionen zu verhindern, unterstützt ypserv(8) “securenets”, durch die man den Zugriff auf bestimmte Rechner beschränken kann. ypserv(8) versucht, beim Systemstart die Informationen über securenets aus der Datei /var/yp/securenets zu laden.

Anmerkung: Die Datei securenets kann auch in einem anderen Verzeichnis stehen, das mit der Option -p angegeben wird. Diese Datei enthält Einträge, die aus einer Netzwerkadresse und einer Netzmaske bestehen, die durch Leerzeichen getrennt werden. Kommentarzeilen beginnen mit “#”. /var/yp/securnets könnte beispielsweise so aussehen:

# allow connections from local host -- mandatory
127.0.0.1     255.255.255.255
# allow connections from any host
# on the 192.168.128.0 network
192.168.128.0 255.255.255.0
# allow connections from any host
# between 10.0.0.0 to 10.0.15.255
# this includes the machines in the testlab
10.0.0.0      255.255.240.0

Wenn ypserv(8) eine Anforderung von einer zu diesen Regeln passenden Adresse erhält, wird die Anforderung bearbeitet. Gibt es keine passende Regel, wird die Anforderung ignoriert und eine Warnmeldung aufgezeichnet. Wenn /var/yp/securenets nicht vorhanden ist, erlaubt ypserv Verbindungen von jedem Rechner aus.

ypserv unterstützt auch das TCP-Wrapper-Paket von Wietse Venema. Mit diesem Paket kann der Administrator für Zugriffskontrollen die Konfigurationsdateien von TCP-Wrapper anstelle von /var/yp/securenets verwenden.

Anmerkung: Während beide Kontrollmechanismen einige Sicherheit gewähren, beispielsweise durch privilegierte Ports, sind sie gegenüber “IP spoofing”-Attacken verwundbar. Jeder NIS-Verkehr sollte daher von Ihrer Firewall blockiert werden.

Server, die /var/yp/securenets verwenden, können Schwierigkeiten bei der Anmeldung von Clients haben, die ein veraltetes TCP/IP-Subsystem besitzen. Einige dieser TCP/IP-Subsysteme setzen alle Rechnerbits auf Null, wenn Sie einen Broadcast durchführen und/oder können die Subnetzmaske nicht auslesen, wenn sie die Broadcast-Adresse berechnen. Einige Probleme können durch Änderungen der Clientkonfiguration behoben werden. Andere hingegen lassen sich nur durch das Entfernen des betreffenden Rechners aus dem Netzwerk oder den Verzicht auf /var/yp/securenets umgehen.

Die Verwendung von /var/yp/securenets auf einem Server mit einem solch veralteten TCP/IP-Subsystem ist eine sehr schlechte Idee, die zu einem Verlust der NIS-Funktionalität für große Teile Ihres Netzwerks führen kann.

Die Verwendung der TCP-Wrapper verlangsamt die Reaktion Ihres NIS-Servers. Diese zusätzliche Reaktionszeit kann in Clientprogrammen zu Timeouts führen. Dies vor allem in Netzwerken, die stark ausgelastet sind, oder nur über langsame NIS-Server verfügen. Wenn ein oder mehrere Ihrer Clientsysteme dieses Problem aufweisen, sollten Sie die betreffenden Clients in NIS-Slaveserver umwandeln, und diese an sich selbst binden.

23.4.6. Bestimmte Benutzer an der Anmeldung hindern

In unserem Labor gibt es den Rechner basie, der nur für Mitarbeiter der Fakultät bestimmt ist. Wir wollen diesen Rechner nicht aus der NIS-Domäne entfernen, obwohl passwd des NIS-Masterservers Benutzerkonten sowohl für Fakultätsmitarbeiter als auch für Studenten enthält. Was können wir also tun?

Es gibt eine Möglichkeit, bestimmte Benutzer an der Anmeldung an einem bestimmten Rechner zu hindern, selbst wenn diese in der NIS-Datenbank vorhanden sind. Dazu müssen Sie lediglich an diesem Rechner den Eintrag -Benutzername an das Ende von /etc/master.passwd setzen, wobei Benutzername der zu blockierende Benutzername ist. Diese Änderung sollte bevorzugt durch vipw erledigt werden, da vipw Ihre Änderungen an /etc/master.passwd auf Plausibilität überprüft und nach erfolgter Änderung die Passwortdatenbank automatisch aktualisiert. Um also den Benutzer bill an der Anmeldung am Rechner basie zu hindern, gehen wir wie folgt vor:

basie# vipw
[add -bill to the end, exit]
vipw: rebuilding the database...
vipw: done

basie# cat /etc/master.passwd

root:[password]:0:0::0:0:The super-user:/root:/bin/csh
toor:[password]:0:0::0:0:The other super-user:/root:/bin/sh
daemon:*:1:1::0:0:Owner of many system processes:/root:/sbin/nologin
operator:*:2:5::0:0:System &:/:/sbin/nologin
bin:*:3:7::0:0:Binaries Commands and Source,,,:/:/sbin/nologin
tty:*:4:65533::0:0:Tty Sandbox:/:/sbin/nologin
kmem:*:5:65533::0:0:KMem Sandbox:/:/sbin/nologin
games:*:7:13::0:0:Games pseudo-user:/usr/games:/sbin/nologin
news:*:8:8::0:0:News Subsystem:/:/sbin/nologin
man:*:9:9::0:0:Mister Man Pages:/usr/share/man:/sbin/nologin
bind:*:53:53::0:0:Bind Sandbox:/:/sbin/nologin
uucp:*:66:66::0:0:UUCP pseudo-user:/var/spool/uucppublic:/usr/libexec/uucp/uucico
xten:*:67:67::0:0:X-10 daemon:/usr/local/xten:/sbin/nologin
pop:*:68:6::0:0:Post Office Owner:/nonexistent:/sbin/nologin
nobody:*:65534:65534::0:0:Unprivileged user:/nonexistent:/sbin/nologin
+:::::::::
-bill

basie#

23.4.7. Netzgruppen verwenden

Beigetragen von Udo Erdelhoff.

Die im letzten Abschnitt beschriebene Methode eignet sich besonders, wenn Sie spezielle Regeln für wenige Benutzer oder wenige Rechner benötigen. In großen Netzwerken werden Sie allerdings mit Sicherheit vergessen, einige Benutzer von der Anmeldung an bestimmten Rechnern auszuschließen. Oder Sie werden gezwungen sein, jeden Rechner einzeln zu konfigurieren. Dadurch verlieren Sie aber den Hauptvorteil von NIS, die zentrale Verwaltung.

Die Lösung für dieses Problem sind Netzgruppen. Ihre Aufgabe und Bedeutung ist vergleichbar mit normalen, von UNIX-Dateisystemen verwendeten Gruppen. Die Hauptunterschiede sind das Fehlen einer numerischen ID sowie die Möglichkeit, Netzgruppen zu definieren, die sowohl Benutzer als auch andere Netzgruppen enthalten.

Netzgruppen wurden entwickelt, um große, komplexe Netzwerke mit Hunderten Benutzern und Rechnern zu verwalten. Sie sind also von Vorteil, wenn Sie von dieser Situation betroffen sind. Andererseits ist es dadurch beinahe unmöglich, Netzgruppen mit einfachen Beispielen zu erklären. Das hier verwendete Beispiel veranschaulicht dieses Problem.

Nehmen wir an, dass Ihre erfolgreiche Einführung von NIS die Aufmerksamkeit Ihrer Vorgesetzten geweckt hat. Ihre nächste Aufgabe besteht nun darin, Ihre NIS-Domäne um zusätzliche Rechner zu erweitern. Die folgenden Tabellen enthalten die neuen Benutzer und Rechner inklusive einer kurzen Beschreibung.

Benutzername(n) Beschreibung
alpha, beta Beschäftigte der IT-Abteilung
charlie, delta Die neuen Lehrlinge der IT-Abteilung
echo, foxtrott, golf, ... Normale Mitarbeiter
able, baker, ... Externe Mitarbeiter
Rechnername(n) Beschreibung
war, death, famine, pollution Ihre wichtigsten Server. Nur IT-Fachleute dürfen sich an diesen Rechnern anmelden.
pride, greed, envy, wrath, lust, sloth Weniger wichtige Server. Alle Mitarbeiter der IT-Abteilung dürfen sich auf diesen Rechnern anmelden.
one, two, three, four, ... Gewöhnliche Arbeitsrechner. Nur die wirklichen Mitarbeiter dürfen diese Rechner verwenden.
trashcan Ein sehr alter Rechner ohne kritische Daten. Sogar externe Mitarbeiter dürfen diesen Rechner verwenden.

Wollten Sie diese Einschränkungen umsetzen, indem Sie jeden Benutzer einzeln blockieren, müssten Sie auf jedem System für jeden Benutzer eine entsprechende Zeile in passwd einfügen. Wenn Sie nur einen Eintrag vergessen, haben Sie ein Problem. Es mag noch angehen, dies während der ersten Installation zu erledigen, im täglichen Betrieb werden Sie allerdings mit Sicherheit einmal vergessen, die entsprechenden Einträge anzulegen. Vergessen Sie nicht: Murphy war Optimist.

Die Verwendung von Netzgruppen hat in dieser Situation mehrere Vorteile. Sie müssen nicht jeden Benutzer einzeln verwalten; weisen Sie stattdessen den Benutzer einer Netzgruppe zu und erlauben oder verbieten Sie allen Mitglieder dieser Gruppe die Anmeldung an einem Server. Wenn Sie einen neuen Rechner hinzufügen, müssen Sie Zugangsbeschränkungen nur für die Netzgruppen festlegen. Legen Sie einen neuen Benutzer an, müssen Sie ihn nur einer oder mehrere Netzgruppen zuweisen. Diese Veränderungen sind voneinander unabhängig; Anweisungen der Form “für diese Kombination aus Benutzer und Rechner mache Folgendes ...” sind nicht mehr nötig. Wenn Sie die Einrichtung von NIS sorgfältig geplant haben, müssen Sie nur noch eine zentrale Konfigurationsdatei bearbeiten, um den Zugriff auf bestimmte Rechner zu erlauben oder zu verbieten.

Der erste Schritt ist die Initialisierung der NIS-Maps der Netzgruppe. ypinit(8) kann dies unter FreeBSD nicht automatisch durchführen. Sind die Maps aber erst einmal erzeugt, werden sie jedoch von NIS problemlos unterstützt. Um eine leere Map zu erzeugen, geben Sie Folgendes ein:

ellington# vi /var/yp/netgroup

Danach legen Sie die Einträge an. Für unser Beispiel benötigen wir mindestens vier Netzgruppen: IT-Beschäftige, IT-Lehrlinge, normale Beschäftigte sowie Externe.

IT_EMP  (,alpha,test-domain)    (,beta,test-domain)
IT_APP  (,charlie,test-domain)  (,delta,test-domain)
USERS   (,echo,test-domain)     (,foxtrott,test-domain) \
        (,golf,test-domain)
INTERNS (,able,test-domain)     (,baker,test-domain)

Bei IT_EMP, IT_APP usw. handelt es sich um Netzgruppennamen. In den Klammern werden diesen Netzgruppen jeweils ein oder mehrere Benutzerkonten hinzugefügt. Die drei Felder in der Klammer haben folgende Bedeutung:

  1. Der Name des Rechners, auf dem die folgenden Werte gültig sind. Legen Sie keinen Rechnernamen fest, ist der Eintrag auf allen Rechnern gültig. Dadurch gehen Sie vielen Problemen aus dem Weg.

  2. Der Name des Benutzerkontos, der zu dieser Netzgruppe gehört.

  3. Die NIS-Domäne für das Benutzerkonto. Sie können Benutzerkonten von anderen NIS-Domänen in Ihre Netzgruppe importieren, wenn Sie mehrere NIS-Domänen verwalten.

Jedes Feld kann Wildcards enthalten. Die Einzelheiten entnehmen Sie bitte netgroup(5).

Anmerkung: Netzgruppennamen sollten nicht länger als 8 Zeichen sein, vor allem dann, wenn Sie Rechner mit verschiedenen Betriebssystemen in Ihrer NIS-Domäne haben. Es wird zwischen Groß- und Kleinschreibung unterschieden. Die Verwendung von Großbuchstaben für Netzgruppennamen ermöglicht eine leichte Unterscheidung zwischen Benutzern, Rechnern und Netzgruppen.

Einige NIS-Clients (dies gilt nicht für FreeBSD) können keine Netzgruppen mit einer großen Anzahl von Einträgen verwalten. Einige ältere Versionen von SunOS haben beispielsweise Probleme, wenn Netzgruppen mehr als fünfzehn Einträge enthalten. Sie können dieses Problem umgehen, indem Sie mehrere Subnetzgruppen mit weniger als fünfzehn Benutzern anlegen und diese Subnetzgruppen wiederum in einer Netzgruppe zusammenfassen:

BIGGRP1  (,joe1,domain)  (,joe2,domain)  (,joe3,domain) [...]
BIGGRP2  (,joe16,domain)  (,joe17,domain) [...]
BIGGRP3  (,joe31,domain)  (,joe32,domain)
BIGGROUP  BIGGRP1 BIGGRP2 BIGGRP3

Sie können diesen Vorgang wiederholen, wenn Sie mehr als 255 Benutzer in einer einzigen Netzgruppe benötigen.

Das Aktivieren und Verteilen Ihre neuen NIS-Map ist einfach:

ellington# cd /var/yp
ellington# make

Dadurch werden die NIS-Maps netgroup, netgroup.byhost und netgroup.byuser erzeugt. Prüfen Sie die Verfügbarkeit Ihrer neuen NIS-Maps mit ypcat(1).

ellington% ypcat -k netgroup
ellington% ypcat -k netgroup.byhost
ellington% ypcat -k netgroup.byuser

Die Ausgabe des ersten Befehls gibt den Inhalt von /var/yp/netgroup wieder. Der zweite Befehl erzeugt nur dann eine Ausgabe, wenn Sie rechnerspezifische Netzgruppen erzeugt haben. Der dritte Befehl gibt die Netzgruppen nach Benutzern sortiert aus.

Die Einrichtung der Clients ist einfach. Sie müssen lediglich auf dem Server war vipw(8) aufrufen und die Zeile

+:::::::::

durch

+@IT_EMP:::::::::

ersetzen.

Ab sofort werden nur noch die Daten der in der Netzgruppe IT_EMP vorhandenen Benutzer in die Passwortdatenbank von war importiert. Nur diese Benutzer dürfen sich am Server anmelden.

Unglücklicherweise gilt diese Einschränkung auch für die ~-Funktion der Shell und für alle Routinen, die auf Benutzernamen und numerische Benutzer-IDs zugreifen. Oder anders formuliert, cd ~user ist nicht möglich, ls -l zeigt die numerische Benutzer-ID statt dem Benutzernamen und find . -user joe -print erzeugt die Fehlermeldung “No such user”. Um dieses Problem zu beheben, müssen Sie alle Benutzereinträge importieren, ohne ihnen jedoch zu erlauben, sich an Ihrem Server anzumelden.

Dazu fügen Sie eine weitere Zeile in /etc/master.passwd ein. Diese Zeile sollte ähnlich der folgenden aussehen:

+:::::::::/sbin/nologin, was in etwa “Importiere alle Einträge, aber ersetze die Shell in den importierten Einträgen durch /sbin/nologin” entspricht. Sie können jedes Feld dieses Eintrages ersetzen, indem Sie einen Standardwert in /etc/master.passwd eintragen.

Warnung: Stellen Sie sicher, dass die Zeile +:::::::::/sbin/nologin nach der Zeile +@IT_EMP::::::::: eingetragen ist. Sonst haben alle via NIS importierten Benutzerkonten /sbin/nologin als Loginshell.

Danach müssen Sie nur mehr eine einzige NIS-Map ändern, wenn ein neuer Mitarbeiter berücksichtigt werden muss. Für weniger wichtige Server gehen Sie analog vor, indem Sie den alten Eintrag +::::::::: in den lokalen Versionen von /etc/master.passwd durch folgende Einträge ersetzen:

+@IT_EMP:::::::::
+@IT_APP:::::::::
+:::::::::/sbin/nologin

Die entsprechenden Zeilen für normale Arbeitsplätze lauten:

+@IT_EMP:::::::::
+@USERS:::::::::
+:::::::::/sbin/nologin

Ab jetzt wäre alles wunderbar, allerdings ändert sich kurz darauf die Firmenpolitik: Die IT-Abteilung beginnt damit, externe Mitarbeiter zu beschäftigen. Externe dürfen sich an normalen Arbeitsplätzen sowie an den weniger wichtigen Servern anmelden. Die IT-Lehrlinge dürfen sich nun auch an den Hauptservern anmelden. Sie legen also die neue Netzgruppe IT_INTERN an, weisen Ihr die neuen IT-Externen als Benutzer zu und beginnen damit, die Konfiguration auf jedem einzelnen Rechner zu ändern ... Halt. Sie haben gerade die alte Regel “Fehler in der zentralisierten Planung führen zu globaler Verwirrung.” bestätigt.

Da NIS in der Lage ist, Netzgruppen aus anderen Netzgruppen zu bilden, lassen sich solche Situationen leicht vermeiden. Eine Möglichkeit ist die Erzeugung rollenbasierter Netzgruppen. Sie könnten eine Netzgruppe BIGSRV erzeugen, um den Zugang zu den wichtigsten Servern zu beschränken, eine weitere Gruppe SMALLSRV für die weniger wichtigen Server und eine dritte Netzgruppe USERBOX für die normalen Arbeitsplatzrechner. Jede dieser Netzgruppen enthält die Netzgruppen, die sich auf diesen Rechnern anmelden dürfen. Die Einträge der Netzgruppen in der NIS-Map sollten ähnlich den folgenden aussehen:

BIGSRV    IT_EMP  IT_APP
SMALLSRV  IT_EMP  IT_APP  ITINTERN
USERBOX   IT_EMP  ITINTERN USERS

Diese Methode funktioniert besonders gut, wenn Sie Rechner in Gruppen mit identischen Beschränkungen einteilen können. Unglücklicherweise ist dies die Ausnahme und nicht die Regel. Meistens werden Sie die Möglichkeit zur rechnerspezischen Zugangsbeschränkung benötigen.

Rechnerspezifische Netzgruppen sind die zweite Möglichkeit, um mit den oben beschriebenen Änderungen umzugehen. In diesem Szenario enthält /etc/master.passwd auf jedem Rechner zwei mit “+” beginnende Zeilen. Die erste Zeile legt die Netzgruppe mit den Benutzern fest, die sich auf diesem Rechner anmelden dürfen. Die zweite Zeile weist allen anderen Benutzern /sbin/nologin als Shell zu. Verwenden Sie auch hier (analog zu den Netzgruppen) Großbuchstaben für die Rechnernamen. Die Zeilen sollten also ähnlich den folgenden aussehen:

+@BOXNAME:::::::::
+:::::::::/sbin/nologin

Wenn Sie dies für alle Rechner erledigt haben, werden Sie die lokalen Versionen von /etc/master.passwd nie mehr verändern müssen. Alle weiteren Änderungen geschehen über die NIS-Maps. Nachfolgend ein Beispiel für eine mögliche Netzgruppen-Map, die durch einige Besonderheiten erweitert wurde:

# Define groups of users first
IT_EMP    (,alpha,test-domain)    (,beta,test-domain)
IT_APP    (,charlie,test-domain)  (,delta,test-domain)
DEPT1     (,echo,test-domain)     (,foxtrott,test-domain)
DEPT2     (,golf,test-domain)     (,hotel,test-domain)
DEPT3     (,india,test-domain)    (,juliet,test-domain)
ITINTERN  (,kilo,test-domain)     (,lima,test-domain)
D_INTERNS (,able,test-domain)     (,baker,test-domain)
#
# Now, define some groups based on roles
USERS     DEPT1   DEPT2     DEPT3
BIGSRV    IT_EMP  IT_APP
SMALLSRV  IT_EMP  IT_APP    ITINTERN
USERBOX   IT_EMP  ITINTERN  USERS
#
# And a groups for a special tasks
# Allow echo and golf to access our anti-virus-machine
SECURITY  IT_EMP  (,echo,test-domain)  (,golf,test-domain)
#
# machine-based netgroups
# Our main servers
WAR       BIGSRV
FAMINE    BIGSRV
# User india needs access to this server
POLLUTION  BIGSRV  (,india,test-domain)
#
# This one is really important and needs more access restrictions
DEATH     IT_EMP
#
# The anti-virus-machine mentioned above
ONE       SECURITY
#
# Restrict a machine to a single user
TWO       (,hotel,test-domain)
# [...more groups to follow]
     

Wenn Sie eine Datenbank verwenden, um Ihre Benutzerkonten zu verwalten, sollten Sie den ersten Teil der NIS-Map mit Ihren Datenbanktools erstellen können. Auf diese Weise haben neue Benutzer automatisch Zugriff auf die Rechner.

Eine letzte Warnung: Es ist nicht immer ratsam, rechnerbasierte Netzgruppen zu verwenden. Wenn Sie Dutzende oder gar Hunderte identische Rechner einrichten müssen, sollten Sie rollenbasierte Netzgruppen verwenden, um die Grösse der NISs-Maps in Grenzen zu halten.

23.4.8. Weitere wichtige Punkte

Nachdem Sie Ihre NIS-Umgebung eingerichtet haben, müssen Sie einige Dinge anders als bisher erledigen.

23.4.9. Kompatibilität zu NIS v1

ypserv unterstützt NIS v1 unter FreeBSD nur eingeschränkt. Die NIS-Implementierung von FreeBSD verwendet nur NIS v2, andere Implementierungen unterstützen aus Gründen der Abwärtskompatibilität mit älteren Systemen auch NIS v1. Die mit diesen Systemen gelieferten ypbind-Daemonen versuchen, sich an einen NIS-v1-Server zu binden (Dies selbst dann, wenn sie ihn nie benötigen. Außerdem versuchen Sie auch dann, einen v1-Server zu erreichen, wenn Sie zuvor eine Antwort von einem v2-Server erhalten.). Während normale Clientaufrufe unter FreeBSD unterstützt werden, sind Anforderungen zum Transfer von v1-Maps nicht möglich. Daher kann FreeBSD nicht als Client oder Server verwendet werden, wenn ein NIS-Server vorhanden ist, der nur NIS v1 unterstützt. Glücklicherweise sollte es heute keine Server mehr geben, die nur NIS v1 unterstützen.

23.4.10. NIS-Server, die auch als NIS-Clients arbeiten

Wenn Sie ypserv in einer Multi-Serverdomäne verwenden, in der NIS-Server gleichzeitig als NIS-Clients arbeiten, ist es eine gute Idee, diese Server zu zwingen, sich an sich selbst zu binden. Damit wird verhindert, dass Bindeanforderungen gesendet werden und sich die Server gegenseitig binden. Sonst könnten seltsame Fehler auftreten, wenn ein Server ausfällt, auf den andere Server angewiesen sind. Letztlich werden alle Clients einen Timeout melden, und versuchen, sich an andere Server zu binden. Die dadurch entstehende Verzögerung kann beträchtlich sein. Außerdem kann der Fehler erneut auftreten, da sich die Server wiederum aneinander binden könnten.

Sie können einen Rechner durch die Verwendung von ypbind sowie der Option -S zwingen, sich an einen bestimmten Server zu binden. Um diesen Vorgang zu automatisieren, können Sie folgende Zeilen in /etc/rc.conf einfügen:

nis_client_enable="YES"    # run client stuff as well
nis_client_flags="-S NIS domain,server"

Lesen Sie ypbind(8), wenn Sie weitere Informationen benötigen.

23.4.11. Passwortformate

Unterschiedliche Passwortformate sind das Hauptproblem, das beim Einrichten eines NIS-Servers auftreten kann. Wenn der NIS-Server mit DES verschlüsselte Passwörter verwendet, werden nur Clients unterstützt, die ebenfalls DES benutzen. Wenn sich auf Ihrem Netzwerk beispielsweise Solaris NIS-Clients befinden, müssen die Passwörter mit DES verschlüsselt werden.

Welches Format die Server und Clients verwenden, steht in /etc/login.conf. Wenn ein System Passwörter mit DES verschlüsselt, enthält die default-Klasse einen Eintrag wie den folgenden:

default:\
    :passwd_format=des:\
    :copyright=/etc/COPYRIGHT:\
    [weitere Einträge]

Mögliche Werte für passwd_format sind unter anderem blf und md5 (mit Blowfish und MD5 verschlüsselte Passwörter).

Wenn die Datei /etc/login.conf geändert wird, muss die Login-Capability Datenbank neu erstellt werden. Geben Sie dazu als root den folgenden Befehl ein:

# cap_mkdb /etc/login.conf

Anmerkung: Das Format der schon in /etc/master.passwd befindlichen Passwörter wird erst aktualisiert, wenn ein Benutzer sein Passwort ändert, nachdem die Datenbank neu erstellt wurde.

Damit die Passwörter auch im gewählten Format abgespeichert werden, muss mit crypt_default in der Datei /etc/auth.conf die richtige Priorität der Formate eingestellt werden. Das gewählte Format sollte als Erstes in der Liste stehen. Sollen die Passwörter mit DES verschlüsselt werden, verwenden Sie den folgenden Eintrag:

crypt_default  =   des blf md5

Wenn Sie alle FreeBSD NIS-Server und NIS-Clients entsprechend den obigen Schritten eingestellt haben, wird im ganzen Netzwerk dasselbe Passwortformat verwendet. Falls Sie Probleme mit der Authentifizierung eines NIS-Clients haben, kontrollieren Sie die verwendeten Passwortformate. In einer heterogenen Umgebung werden Sie DES benutzen müssen, da dies der meist unterstützte Standard ist.

Wenn Sie Fragen zu FreeBSD haben, schicken Sie eine E-Mail an <de-bsd-questions@de.FreeBSD.org>.
Wenn Sie Fragen zu dieser Dokumentation haben, schicken Sie eine E-Mail an <de-bsd-translators@de.FreeBSD.org>.

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