Kapitel 14. Ausdrücke

Ausdrücke (Expressions) sind die wichtigsten Bausteine von PHP. In PHP ist fast alles, was geschrieben wird, ein Ausdruck. Die einfachste, aber auch zutreffenste Definition für einen Ausdruck ist "alles, was einen Wert hat".

Die grundlegendste Formen von Ausdrücken sind Konstanten und Variablen. Wenn man "$a = 5" schreibt, weist man $a den Ausdruck ´5´ zu. ´5´ hat offensichtlich den Wert 5. Anders ausgedrückt: ´5´ ist ein Ausdruck mit dem Wert 5 (in diesem Fall ist ´5´ eine Integer-Konstante).

Nach dieser Zuweisung würde man erwarten, dass der Wert von $a nun ebenfalls 5 ist, wenn man also $b = $a schreibt, sollte dasselbe dabei herauskommen, als hätte man $b = 5 geschrieben. Anders ausgedrückt: $a wäre ebenfalls ein Ausdruck mit dem Wert 5. Wenn alles richtig funktioniert, wird genau das passieren.

Etwas kompliziertere Beispiele für Ausdrücke sind Funktionen:

function foo () {
    return 5;
}

Angenommen, Sie sind mit dem Konzept von Funktionen vertraut (wenn Sie es nicht sind, lesen Sie das Kapitel über Funktionen), dann würden Sie annehmen, dass die Eingabe von $c = foo() grundsätzlich daselbe bedeutet, als würde man schreiben $c = 5,und genau das trifft zu. Funktionen sind Ausdrücke mit dem Wert ihres Rückgabewertes. Da foo() den Wert 5 zurückgibt, ist der Wert des Ausdruckes ´foo()´ 5. Normalerweise geben Funktionen nicht einfach einen statischen Wert zurück, sondern berechnen irgendetwas.

Natürlich müssen Werte in PHP keine Integer-Zahlen sein, und oft sind sie es auch nicht. PHP unterstützt drei skalare Datentypen: integer values (Integer-Zahlen),floating point values (Fließkommazahlen) und string values (Zeichenketten). (Skalare sind Datentypen, die man nicht in kleinere Stücke ´brechen´ kann, im Gegensatz zu Arrays). PHP unsterstützt auch zwei zusammengesetzte (nicht-skalare) Datentypen: Arrays und Objekte. Jeder dieser Datentypen kann Variablen zugewiesen und von Funktionen zurückgegeben werden.

Bis hierhin sollten Benutzer von PHP/FI 2 keine Veränderung bemerkt haben. PHP fasst den Begriff ´Ausdruck´ aber noch viel weiter, wie es auch andere Programmiersprachen tun. PHP ist in dem Sinne eine ausdrucksoriente Sprache, dass fast alles ein Ausdruck ist. Zurück zu dem Beispiel, mit dem wir uns schon beschäftigt haben: ´$a = 5´. Es ist einfach zu erkennen, dass hier zwei Werte enthalten sind: Der Wert der Integer-Konstanten ´5´ und der Wert von $a, der auf 5 geändert wird. In Wirklichkeit ist aber noch ein zusätzlicher Wert enthalten, nämlich der Wert der Zuweisung selbst. Die Zuweisung selbst enthält den zugewiesenen Wert, in diesem Fall 5. In der Praxis bedeutet dies, dass ´$a = 5´, egal was es tut, immer einen Ausdruck mit dem Wert 5 darstellt. Folglich ist ´$b = ($a = 5)´ gleichbedeutend mit ´$a = 5; $b = 5;´ (ein Semikolon markiert das Ende einer Anweisung). Da Wertzuweisungen von rechts nach links geparst werden, kann man auch ´$b = $a = 5´ schreiben.

Ein anderes gutes Beispiel für die Ausdrucksorientierung von PHP sind Prä- und Post-Inkrement sowie die entsprechenden Dekremente. Benutzer von PHP/FI 2 und vielen anderen Sprachen sind vermutlich mit den Notationen ´variable++´ und ´variable--´ vertraut. Dies sind Inkrement- und Dekrement-Operatoren. IN PHP/FI 2 hat das Statement ´$a++´ keinen Wert (es ist kein Ausdruck) und daher kann man es nicht als Wert zuweisen oder in irgendeiner Weise benutzen. PHP erweitert die Eigenschaften von Dekrement und Inkrement, indem es die beiden ebenfalls zu Ausdrücken macht. In PHP gibt es, wie in C, zwei Arten von Inkrementen - Prä-Inkrement und Post-Inkrement. Grundsätzlich erhöhen sowohl Prä- als auch Post-Inkrement den Wert der Variable, und der Effekt auf die Variable ist derselbe. Der Unterschied ist der Wert des Inkrement-Ausdruckes. Das Prä-Inkrement, das ´++$variable´ geschrieben wird, enthält als Wert den Wert der erhöhten Variabe (PHP erhöht den Wert der Variable, bevor es ihren Wert ausliest, daher der Name ´PRÄ-Inkrement´). Das Post-Inkrement, das ´$variable++´ geschrieben wird, enthält dagegen den ursprünglichen Wert der Variablen vor der Erhöhung (PHP erhöht den Wert der Variablen, nachdem es ihren Wert ausgelesen hat, daher der Name ´POST-Inkrement´).

Ein sehr gebräuchlicher Typ von Ausdrücken sind Vergleichsausdrücke. Diese Ausdrücke geben entweder 0 (=FALSCH) oder 1 (=WAHR) zurück. PHP unterstützt > (größer), >= (größer oder gleich), == (gleich), != (ungleich), < (kleiner), und <= (kleiner oder gleich). Diese Ausdrücke werden meistens in bedingten Anweisungen, wie z. B. in if-Anweisungen, verwendet.

Im letzten Beispiel für Ausdrücke befassen wir uns mit kombinierten Zuweisungs- und Operator-Ausdrücken. Wir haben schon gezeigt, wie man den Wert von $a um 1 erhöht, nämlich indem man einfach ´$a++´ oder ´++$a´ schreibt. Aber was tut man, wenn man den Wert um mehr als eins erhöhen will, z. B. um 3? Man könnte mehrer Male ´$a++´ schreiben, aber das ist offensichtlich weder effizient noch sehr komfortabel. Viel üblicher ist es, einfach ´$a = $a + 3´ zu schreiben. ´$a + 3´ gibt den Wert von $a plus 3 zurück, dieser wird wieder $a zugewiesen, was dazu führt, dass $a nun um 3 erhöht wurde. In PHP - wie in einigen anderen Programmiersprachen, z. B. in C - kann man dies aber noch kürzer schreiben, was mit der Zeit klarer wird und auch einfacher zu verstehen ist. Um 3 zu dem aktuellen Wert hinzuzufügen, schreibt man ´$a += 3´. Das bedeutet exakt: "Nimm´ den Wert von $a, addiere 3 hinzu und weise $a den entstandenen Wert zu". Zusätzlich dazu, dass diese Schreibweise kürzer und klarer ist, resultiert sie auch in einer schnelleren Ausführung. Der Wert von ´$a += 3´ ist, wie der Wert einer regulären Zuweisung, der zugewiesene Wert. Es ist zu beachten, dass dieser Wert NICHT 3, sondern dem kombinierten Wert von $a plus 3 entspricht (Das ist der Wert, der $a zugewiesen wird). Jeder Operator, der zwei Elemente verbindet, kann in dieser Schreibweise verwendet werden, z. B. ´$a -= 5´ (vermindert den Wert von $a um 5) oder ´$a *= 7´ (multipliziert den Wert von $a mit 7 und weist das Ergebnis $a zu), usw.

Es gibt einen weiteren Ausdruck, der Ihnen vielleicht seltsam vorkommt, wenn Sie ihn bisher noch in keiner Programmiersprache kennengelernt haben, den dreifach konditionalen Operator:

$eins ? $zwei : $drei

Wenn der Wert des ersten Sub-Ausdruckes (hier: $eins) wahr ist (d. h. nicht NULL), dann wird der Wert des zweiten Subausdrucks (hier: $zwei) zurückgeben und ist das Ergebnis des konditionalen Ausdrucks. Andernfalls (d. h. wenn der erste Ausdruck falsch ist), wird der Wert des dritten Subausdruckes (hier: $drei) zurückgeben.

Das folgende Beispiel sollte das Verständnis von Prä- und Post-Inkrement und von Ausdrücken im allgemeinen erleichtern:

function verdoppeln($i) {
    return $i*2;
}
$b = $a = 5;        /* Weise den Variablen $a und $b beiden den Wert 5 zu */
$c = $a++;          /* Post-Inkrement, der urspruengliche Wert von $a (also 5)
                       wird $c zugewiesen. */
$e = $d = ++$b;     /* Prae-Inkrement, der erhöhte Wert von $b (= 6) wird $d und
                       $e zugewiesen. */

/* An diesem Punkt sind $d und $e beide gleich 6 */

$f = verdoppeln($d++);  /* Weise $f den doppelten Wert von $d vor 
                       der Erhöhung um eins zu, 2*6 = 12 */
$g = double(++$e);  /* Weise $g den doppelten Wert von $e nach
                       der Erhoehung zu, 2*7 = 14 to $g */
$h = $g += 10;      /* Zuerst wie $g um 10 erhöht und hat schliesslich den Wert
                       24. Der Wert dieser Zuweisung (24) wird dann $h zugewiesen,
                       womit $h ebenfalls den Wert von 24 hat. */

Am Anfang dieses Kapitels hatten wir gesagt, wir würden die verschiedenen Arten von Anweisungen beschreiben und, wie versprochen, Ausdrücke können Anweisungen sein. Trotzdem ist nicht jeder Ausdruck eine Anweisung. In diesem Fall hat eine Anweisung die Form ´Ausdr´ ´;´, d. h. ein Ausdruck gefolgt von einem Semikolon. In ´$b=$a=5;´ ist $a=5 ein gültiger Ausdruck, aber für sich allein keine Anweisung. ´$b=$a=5;´ ist jedoch eine gültige Anweisung.

Ein letzter Punkt, der noch zu erwähnen ist, ist der ´wahr´-Wert von Ausdrücken. In vielen Fällen, hauptsächlich in bedingten Anweisungen und Schleifen, ist man nicht am spezifischen Wert eines Ausdrucks interessiert, sondern kümmert sich nur darum, ob er WAHR oder FALSCH bedeutet (PHP hat keinen speziellen boolean-Datentyp). Der Wahrheitswert eines Ausdrucks in in PHP wird ähnlich bestimmt wie in Perl. Jeder numerische Wert, der nicht NULL ist, bedeutet WAHR, NULL bedeutet FALSCH. Es ist zu beachten, dass negative Werte nicht NULL sind und deshalb als WAHR aufgefasst werden! Eine leere Zeichenkette und die Zeichenkette "0" sind FALSCH; alle anderen Zeichenketten sind WAHR. Nicht-skalare Datentypen (Arrays und Objekte) werden als FALSCH betrachtet, wenn sie keine Elemente enthalten, anderfalls geben sie WAHR zurück.

PHP stellt eine vollständige und mächtige Implementat von Ausdrücken bereit und, deren vollständige Dokumentation den Rahmen dieses Manuals sprengen würde. Die obigen Beispiele sollten Ihnen einen guten Eindruck darüber verschaffen, was Ausdrücke sind und wie man nützliche Ausdrücke konstruieren kann. Im Rest dieses Manuals werden wir ausdr schreiben, um ausdrücken, dass an dieser Stelle jeder gültige PHP-Ausdruck stehen kann.

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Generated: 2007-01-26 17:57:10