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5. Anspruchsvollere Themen

5.1 Bereitstellung der benötigten Ressourcen für PCMCIA-Geräte

Theoretisch sollte es egal sein, welcher Interrupt von welchem Gerät verwendet wird, solange nicht zwei Geräte so konfiguriert sind, daß sie den gleichen verwenden. In der Datei /etc/pcmcia/config.opts können bestimmte Interrupts, die bei nicht-PCMCIA-Geräten Verwendung finden, ausgeschlossen werden.

Es ist nicht möglich, eine PCMCIA-Karte anzuweisen, eine bestimmte I/O-Adresse zu verwenden. Vielmehr erlaubt die Datei /etc/pcmcia/config.opts einem, einen Bereich von verfügbaren Adressen für den Gebrauch durch PCMCIA-Geräte anzugeben oder einen Bereich vom Gebrauch auszuschließen.

Nach der Modifizierung der Datei /etc/pcmcia/config.opts kann cardmgr mit dem Befehl

kill -HUP
neu gestartet werden.

Der Interrrupt, der verwendet wird, um den Kartenstatus zu überwachen, wird von dem Grundmodul (i82365 oder tcic) ausgewählt, bevor cardmgr die Datei /etc/pcmcia/config durchforstet, so daß diese Einstellungen durch diese Datei nicht beeinflußt werden. Um diesen Interrupt zu setzen, muß die cs_irq= Option verwendet werden, wenn der Slottreiber geladen wird. Dies wird durch Setzen der Variable PCIC_OPTS= im Startskript rc.pcmcia erreicht.

Alle darauf aufbauenden Kartentreiber haben einen Parameter, der irq_mask= genannt wird und mit dem die Interrupts festgelegt werden, die von dem Treiber verwendet werden können. Jedes Bit von irq_mask entspricht einem Interrupt: Bit 0 ist IRQ0, Bit 1 IRQ1 und so weiter. Eine Maske von 0x1200 würde den Interrupts 9 und 12 entsprechen. Um einen Treiber derart einzuschränken, daß dieser nur einen Interrupt verwendet, darf lediglich ein Bit gesetzt werden. Diese Treiberoptionen sollten in der Datei /etc/pcmcia/config angegeben werden. Zum Beispiel

device "serial_cs"
  module "serial_cs" opts "irq_mask=0x1100"
  ...
würde bedeuten, daß nur die Interrupts 8 und 12 verwendet werden dürfen. Unabhängig von der Einstellung der Variablen irq_mask wird Card Services niemals einen Interrupt verwenden, der bereits von einem anderen Gerät benutzt oder durch die Datei config ausgeschlossen wird.

5.2 Wie können verschiedene Geräteeinstellungen für zu Hause und fürs Büro verwendet werden?

Dies ist wirklich eine einfache Anwendung der Unterstützung von PCMCIA-Schemata. Dazu verwendet man am besten zwei Konfigurationsschemata, genannt Arbeit und Heim. Hier ist ein Beispiel eines network.opts Skriptes mit schemaspezifischen Einstellungen:

case "$ADDRESS" in
Arbeit,*,*,*)
    # Definition der Netzwerkkarte im Arbeit Schema
    ...
    ;;
Heim,*,*,*|default,*,*,*)
    # Definition der Netzwerkkarte im zu Hause Schema
    ...
    ;;
esac

Der erste Teil einer PCMCIA-Geräteadresse ist immer das Konfigurationsschema. In diesem Beispiel wird der zweite Fall sowohl für das Heim, als auch für das default Schema verwendet. Wenn also das Schema aus irgendeinem Grund nicht gesetzt ist, wird automatisch das Heim Schema verwendet.

Um jetzt zwischen diesen beiden Sätzen von Einstellungen zu wählen, kann man eines dieser Kommandos starten:

cardctl scheme home

oder

cardctl scheme work

Das Kommando cardctl fährt alle Karten herunter und startet diese neu. Dieses Kommando kann sicher verwendet werden, unabhängig davon, ob das PCMCIA-System geladen ist. Es kann aber fehlschlagen, wenn zur gleichen Zeit andere Geräte verwendet werden. Dies ist unabhängig davon, ob diese Geräte von der Einstellung des aktuellen Schemas abhängen oder nicht.

Um das gerade eingestellte Schema herauszufinden, kann dieses Kommando verwendet werden:

cardctl scheme

5.3 Booten von einem PCMCIA-Gerät

Das Root-Dateisystem auf einem PCMCIA-Gerät zu haben, ist trickreich, da das PCMCIA-System von Linux nicht dazu gedacht ist, in den Kernel fest eingebunden zu werden. Die Kernkomponenten, die ladbaren Kernelmodule und der cardmgr Daemon hängen von einem bereits laufenden System ab. Die initrd Möglichkeit des Kernels umgeht diese Voraussetzungen dadurch, daß Linux erlaubt wird, vorübergehend ein RAM-Laufwerk als minimales Root-Dateisystem zu verwenden, die Treiber zu laden und dann ein anderes Root-Dateisystem an dessen Stelle zu mounten. Das temporäre Root-Dateisystem kann dazu verwendet werden, PCMCIA zu konfigurieren und dann ein PCMCIA-Gerät als Root-Dateisystem einzurichten.

Einige Linuxdistributionen erlauben eine direkte Installation auf Geräten, die direkt an einem PCMCIA-SCSI-Controller hängen, als unbeabsichtigten Nebeneffekt der Unterstützung der Installation von einem PCMCIA-SCSI-CD-ROM-Laufwerk. Kein Installationsprogramm unterstützt die Konfiguration von initrd, um Linux mit einem PCMCIA-Root-Dateisystem zu booten. Um so ein System einzurichten, benötigt man ein anderes Linuxsystem, um ein initrd Startprogramm zu erzeugen. Wenn ein anderes Linuxsystem nicht verügbar ist, kann eine andere Option die temporäre Installation eines minimalen Linuxsystems auf einem Nicht-PCMCIA-Laufwerk, die Erzeugung eines initrd Startprogramms und dann die Neuinstallation auf einem PCMCIA-Laufwerk sein.

Das Linux Bootdisk HOWTO enthält einige generelle Hinweise zur Erstellung von Bootdisketten aber nichts spezielles zu initrd. Die Hauptdokumentation zu initrd ist im Quellcode aktueller Kernelversionen in der Datei linux/Documentation/initrd.txt enthalten. Bevor man anfängt, sollte man diese Dokumentation lesen. Eine Vertrautheit mit LILO ist ebenfalls hilfreich. Die Verwendung von initrd erfordert, daß der Kernel mit den aktivierten Optionen CONFIG_BLK_DEV_RAM und CONFIG_BLK_DEV_INITRD übersetzt wurde.

Das Hilfsskript pcinitrd

Das Skript pcinitrd erzeugt ein initrd Grundstartprogramm zum Booten mit einem PCMCIA-Root-Dateisystem. Dies enthält eine minimale Verzeichnishierarchie, ein paar Gerätedateien, einige ausführbare Programme, Bibliotheken und einen Satz von PCMCIA-Treibermodulen. Wenn pcinitrd aufgerufen wird, müssen die Treibermodule angegeben werden, die verwendet werden sollen. Die Kern-PCMCIA-Komponenten, pcmcia_core und ds, sind automatisch enthalten.

Als ein Beispiel für den Fall, daß das Notebook einen i82365-kompatiblen PCMCIA-Controller besitzt und Linux mit dem Root-Dateisystem auf einer Festplatte installiert werden soll, die an einem Adaptec SlimSCSI Controller angeschlossen ist, würde man folgenden Befehl verwenden:

pcinitrd -v initrd pcmcia/i82365.o pcmcia/aha152x_cs.o

Um die Startsequenz von initrd anzupassen, kann das Dateisystem mittels des loopback Gerätes eingefügt werden:

mount -o loop -t ext2 initrd /mnt

Danach sollte das Skript linuxrc editiert werden. Die PCMCIA-Konfigurationsdateien werden hierauf im Verzeichnis /etc installiert und können ebenfalls angepaßt werden. Dazu sollte die Manual Page von pcinitrd für weitere Informationen gelesen werden.

Erstellen einer initrd Bootdiskette

Nach der Erstellung durch pcinitrd kann durch Kopieren des Kernels, des gepackten initrd Startprogramms und einiger Hilfsdateien für LILO auf eine leere Diskette eine Bootdiskette erstellt werden. Im folgenden Beispiel nehmen wir an, daß das benötigte PCMCIA-Root-Dateisystem auf /dev/sda1 liegen soll:

mke2fs /dev/fd0
mount /dev/fd0 /mnt
mkdir /mnt/etc /mnt/boot /mnt/dev
cp -a /dev/fd0 /dev/sda1 /mnt/dev
cp [kernel-image] /mnt/vmlinuz
gzip < [initrd-image] > /mnt/initrd

Erzeuge dann /mnt/etc/lilo.conf mit diesem Inhalt:

boot=/dev/fd0
compact
image=/vmlinuz
    label=linux
    initrd=/initrd
    read-only
    root=/dev/sda1

Zum Schluß muß lilo aufgerufen werden:

/sbin/lilo -r /mnt

Wenn lilo mit der Option -r aufgerufen wird, so wird es alle Aktionen relativ zu dem alternativ angegebenen Root-Dateisystem durchführen. Der Grund für das Erzeugen der Dateien unter /mnt/dev ist der, daß lilo nicht in der Lage ist, die Dateien in /dev zu verwenden, wenn es in diesem alternativen root Modus läuft.

Installierung eines initrd Startprogramms auf einem Nicht-Linux-Laufwerk

Eine häufige Verwendung der initrd Möglichkeit ist der Gebrauch auf Systemen, wo die eingebaute Festplatte einem anderen Betriebssystem gewidmet ist. Der Linux-Kernel und das initrd Startprogramm können auf einer Nicht-Linux-Partition untergebracht werden und LILO oder LOADLIN können so konfiguriert werden, daß sie Linux von dort starten können.

Ausgehend von der Annahme, daß der Kernel für das entsprechende Root-Laufwerk konfiguriert wurde und das initrd Startprogramm auf einem anderen System erstellt wurde, ist der einfachste Weg, Linux mit LOADLIN zu starten:

LOADLIN <kernel> initrd=<initrd-image>

Wenn Linux erst einmal auf der Zielmaschine gestartet wurde, dann kann LILO installiert werden, um Linux direkt zu starten. Als Beispiel sei /dev/hda1 die Nicht-Linux-Zielpartition und /mnt ein freies Verzeichnis zum Mounten der Partition. Als erstes muß ein Unterverzeichnis für Linux auf dieser Partition geschaffen werden:

mount /dev/hda1 /mnt
mkdir /mnt/linux
cp [kernel-image] /mnt/linux/vmlinuz
cp [initrd-image] /mnt/linux/initrd

Wenn in diesem Beispiel /dev/sda1, ein SCSI-Laufwerk, auf welches über einen PCMCIA-Controller zugegriffen wird, die Root-Partition von Linux enthalten soll, so muß zur Installation von LILO eine Datei lilo.conf mit folgendem Inhalt erstellt werden:

boot=/dev/hda
map=/mnt/linux/map
compact
image=/mnt/linux/vmlinuz
        label=linux
        root=/dev/sda1
        initrd=/mnt/linux/initrd
        read-only
other=/dev/hda1
        table=/dev/hda
        label=windows

Die boot= Zeile besagt, daß LILO im Master Boot Record (MBR) des angegebenen Gerätes installiert werden soll. Die root= Zeile kennzeichnet das gewünschte Root-Dateisystem, welches später für den Gebrauch des initrd Startprogramms verwendet werden soll, und kann überflüssig sein, wenn der Kernel schon entsprechend konfiguriert worden ist. Der other= Abschnitt beschreibt das andere Betriebssystem, das auf /dev/hda1 liegt.

Um LILO in diesem Fall zu installieren, sollte dies verwendet werden:

lilo -C lilo.conf

Beachten Sie, daß in diesem Fall die Datei lilo.conf absolute Pfadnamen verwendet, die /mnt enthalten. David tat dies in diesem Beispiel, da das Zieldateisystem eventuell die Einrichtung von Linux Gerätedateien für die boot= und root= Optionen nicht unterstützt.


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