8.3. Erstellen und Installation eines angepassten Kernels

Zuerst erläutern wir die Verzeichnisstruktur, in der der Kernel gebaut wird. Die im Folgenden genannten Verzeichnisse sind relativ zum Verzeichnis /usr/src/sys angegeben, das Sie auch über den Pfad /sys erreichen können. Es existieren mehrere Unterverzeichnisse, die bestimmte Teile des Kernels darstellen, aber die für uns wichtigsten sind arch/conf, in dem Sie die Konfigurationsdatei für den angepassten Kernel erstellen werden, und compile, in dem der Kernel gebaut wird. arch kann entweder i386, alpha, amd64, ia64, powerpc, sparc64 oder pc98 (eine in Japan beliebte Architektur) sein. Alles in diesen Verzeichnissen ist nur für die jeweilige Architektur relevant. Der Rest des Codes ist maschinenunabhängig und für alle Plattformen, auf die FreeBSD portiert werden kann, gleich. Beachten Sie die Verzeichnisstruktur, die jedem unterstützten Gerät, jedem Dateisystem und jeder Option ein eigenes Verzeichnis zuordnet. Vor FreeBSD 5.X lief FreeBSD nur auf Systemen mit i386-, alpha- oder pc98-Architektur.

Die Beispiele in diesem Kapitel verwenden ein i386-System. Wenn Sie ein anderes System benutzen, passen Sie bitte die Pfade entsprechend der Architektur des Systems an.

Anmerkung: Falls Sie kein /usr/src/sys Verzeichnis vorfinden, so sind die Kernelquellen nicht installiert. Der einfachste Weg dies nachzuholen, ist sysinstall (vor FreeBSD 5.2 /stand/sysinstall) als root auszuführen. Dort wählen Sie Configure, dann Distributions, dann src und schließlich sys. Wenn Sie eine Aversion gegen sysinstall haben und eine “offizielle” FreeBSD CD-ROM besitzen, können Sie die Kernelquellen auch von der Kommandozeile installieren:

# mount /cdrom
# mkdir -p /usr/src/sys
# ln -s /usr/src/sys /sys
# cat /cdrom/src/ssys.[a-d]* | tar -xzvf -

Als nächstes wechseln sie in das Verzeichnis arch/conf und kopieren die Konfigurationsdatei GENERIC in eine Datei, die den Namen Ihres Kernels trägt. Zum Beispiel:

# cd /usr/src/sys/i386/conf
# cp GENERIC MYKERNEL

Traditionell ist der Name des Kernels immer in Großbuchstaben. Wenn Sie mehrere FreeBSD mit unterschiedlicher Hardware warten, ist es nützlich, wenn Sie Konfigurationsdatei nach dem Hostnamen der Maschinen benennen. Im Beispiel verwenden wir den Namen MYKERNEL.

Tipp: Es ist nicht zu empfehlen die Konfigurationsdatei direkt unterhalb von /usr/src abzuspeichern. Wenn Sie Probleme haben, könnten Sie der Versuchung erliegen, /usr/src einfach zu löschen und wieder von vorne anzufangen. Wenn Sie so vorgehen, werden Sie kurz darauf merken, dass Sie soeben Ihre Kernelkonfigurationsdatei gelöscht haben.

Editieren Sie immer eine Kopie von GENERIC. Änderungen an GENERIC können verloren gehen, wenn der Quellbaum aktualisiert wird.

Sie sollten die Konfigurationsdatei an anderer Stelle aufheben und im Verzeichnis i386 einen Link auf die Datei erstellen.

Beispiel:

# cd /usr/src/sys/i386/conf
# mkdir /root/kernels
# cp GENERIC /root/kernels/MYKERNEL
# ln -s /root/kernels/MYKERNEL

Jetzt editieren Sie MYKERNEL mit einem Texteditor Ihres Vertrauens. Wenn Sie gerade neu anfangen, ist Ihnen vielleicht nur der vi Editor bekannt, der allerdings zu komplex ist, um hier erklärt zu werden. Er wird aber in vielen Büchern aus der Bibliographie gut erklärt. FreeBSD bietet aber auch einen leichter zu benutzenden Editor, den ee an, den Sie, wenn Sie Anfänger sind, benutzen sollten. Sie können die Kommentare am Anfang der Konfigurationsdatei ändern, um die Änderungen gegenüber GENERIC zu dokumentieren.

Falls Sie schon einmal einen Kernel unter SunOS™ oder einem anderen BSD kompiliert haben, werden Sie diese Konfigurationsdatei bereits kennen. Wenn Sie mit einem anderen Betriebssystem wie DOS vertraut sind, könnte die GENERIC Konfigurationsdatei Sie verschrecken. In diesen Fall sollten Sie den Beschreibungen im Abschnitt über die Konfigurationsdatei langsam und vorsichtig folgen.

Anmerkung: Wenn Sie die FreeBSD Quellen synchronisieren, sollten Sie immer, bevor Sie etwas verändern, /usr/src/UPDATING durchlesen. Diese Datei enthält alle wichtigen Informationen, die Sie beim Aktualisieren beachten müssen. Da /usr/src/UPDATING immer zu Ihrer Version der FreeBSD Quellen passt, sind die Informationen dort genauer, als in diesem Handbuch.

Nun müssen Sie die Kernelquellen kompilieren. Dazu gibt es zwei Verfahren. Welches Verfahren Sie nehmen, hängt davon ab, warum Sie den Kernel neu bauen und welche Version von FreeBSD Sie verwenden.

Ist der Quellbaum nach dem letzten erfolgreichen Bau (buildworld, installworld) unverändert, das heißt Sie haben weder CVSup, CTM noch anoncvs laufen lassen, dann können Sie die Sequenz config, make depend, make, make install benutzen.

Verfahren 1. Bau eines Kernels mit der “herkömmlichen” Methode

  1. Generieren Sie die Kernel Quellen mit config(8).

    # /usr/sbin/config MYKERNEL
    
  2. Das vorige Kommando (config(8)) gibt das Bauverzeichnis aus. Wechseln Sie jetzt in das Bauverzeichnis:

    # cd ../compile/MYKERNEL
    

    Wenn Sie eine FreeBSD-Version vor 5.0 verwenden, wechseln Sie wie folgt in das Bauverzeichnis:

    # cd ../../compile/MYKERNEL
    
  3. Kompilieren Sie den Kernel.

    # make depend
    # make
    
  4. Installieren Sie den neuen Kernel.

    # make install
    

Verfahren 2. Bau eines Kernels mit der “neuen” Methode

  1. Wechseln Sie in das usr/src Verzeichnis.

    # cd /usr/src
    
  2. Kompilieren Sie den Kernel.

    # make buildkernel KERNCONF=MYKERNEL
    
  3. Installieren Sie den neuen Kernel.

    # make installkernel KERNCONF=MYKERNEL
    

Anmerkung: Mit FreeBSD 4.2 und älteren Versionen müssen Sie KERNCONF durch KERNEL ersetzen. 4.2-STABLE nach dem 2. Februar 2001 erkennt die Option KERNCONF.

Der neue Kernel wird im Verzeichnis /boot/kernel.old unter /boot/kernel/kernel abgelegt, der alte Kernel wird nach /boot/kernel.old/kernel verschoben. Um den neuen Kernel zu benutzen, sollten Sie die Maschine jetzt neu starten. Falls etwas schief geht, sehen Sie bitte in dem Abschnitt zur Fehlersuche am Ende dieses Kapitels nach. Dort sollten Sie auch unbedingt den Abschnitt lesen, der erklärt, was zu tun ist, wenn der neue Kernel nicht startet.

Anmerkung: Vor FreeBSD 5.X wurde der Kernel nach /kernel und Module in das Verzeichnis /modules installiert. Der alte Kernel wurde nach /kernel.old gesichert. Im Verzeichnis /boot werden andere Dateien, die zum Systemstart benötigt werden, wie der Boot-Loader (loader(8)) und dessen Konfiguration, abgelegt. Module von Fremdherstellern oder angepasste Module werden in /modules abgelegt. Beachten Sie bitte, dass diese Module immer zu dem verwendeten Kernel passen müssen. Module, die nicht zu dem verwendeten Kernel passen, gefährden die Stabilität des Systems.

Anmerkung: Wenn Sie neue Geräte, wie Soundkarten, hinzugefügt haben und FreeBSD 4.X oder eine frühere Version benutzen, müssen Sie unter Umständen Gerätedateien in /dev erstellen, bevor Sie die Geräte benutzen können. Weitere Informationen finden Sie in Erstellen von Gerätedateien später in diesem Kapitel.

Wenn Sie Fragen zu FreeBSD haben, schicken Sie eine E-Mail an <de-bsd-questions@de.FreeBSD.org>.
Wenn Sie Fragen zu dieser Dokumentation haben, schicken Sie eine E-Mail an <de-bsd-translators@de.FreeBSD.org>.

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